PRESSE-ECHO
Filmwärts
Nicht für die Halde
Von Dennis Gansel
Die Drehbuchwerkstatt München stellt in dieser Publikation die Absolventen der letzten beiden Jahre vor. Das Konzept aus dramaturgischen und filmtheoretischen Kursen einerseits und einer persönlichen Betreuung durch ausgewiesene Profis andererseits scheint sich tatsächlich bewährt zu haben. Die Autoren stellen sich in dem schmalen Band mit ihren Arbeiten in Form von Exposes vor.
Daß die entstandenen Arbeiten nicht weiter die „unverfilmbare Drehbuchhalde” auffüllen, belegen schon die ersten danach in Angriff genommenen Filmprojekte, so etwa „Datenreisende” von Hans-Christian Schmid, eine Geschichte „nach wahren Begebenheiten” über einen jungen Computer-Freak aus Hannover, der bis in die Rechner des Pentagon gelangt und die erlangten Informationen an den KGB verkauft. Der Film soll mit Mitteln der Bayerischen Filmförderung realisiert werden. Nach einem Buch von Mechthild Heckmann entstand bereits im vergangenen Jahr Uwe Jansens Film GEFÄHRLICHE VERBINDUNG, die Geschichte eines jungen Chemiearbeiteis und seiner Wandlung zum verantwortungsbewußten Bürger. Der Film wurde im Fernsehen ausgestrahlt. Aber noch viele andere Stoffe warten auf Produzenten und Regisseure. Beispielsweise Gunther Amarells Geschichte über einen in die Jahre gekommenen Landstreicher, der in die Mühlen einer Dreiecksbeziehung gerät. Fassbinder scheint da nicht weit zu sein. Ein modernes Roadmovie legte Bernd Lichtenberg mit seinem Buch „Bei Air” vor. Es handelt vom 19jährigen Epileptiker Albert, der mit seiner Mutter auf einem Bauernhof lebt und eines Tages mit einem Chevrolet das Weite sucht. Für solche Projekte bleiben Realisierungschancen zu erhoffen.
Bemerkenswert an diesem Bändchen ist überdies der Nachtrag, in dem der Lehrstoff der Drehbuchwerkstatt komprimiert aufgelistet wird: Das dort angebotene dramaturgische Grundkonzept erinnert jedoch fatal an die Kochbücher eines Syd Field. So bleibt die relative Gewißheit, daß die Autoren solche Rezepte ganz einfach links liegen gelassen haben.